Mein Rückblick auf die Gamescom 2025

Mein Rückblick auf die Gamescom 2025

Es waren zweieinhalb super interessante aber auch super anstrengende Tage auf der Gamescom, die mir gezeigt haben, wie toll und interessant mein Hobby ist. Auch war ich (mal wieder) davon überrascht, wie divers, fantsievoll und frundliche die Gamer waren, die ich getroffen habe. Von Cosplayer:innen, zu begleitenden Eltern und Standmitarbeiter:innen habe ich in der ganzen Zeit fast keinen unfreundlichen Menschen erlebt. Gerade der Aspekt der Diversität hat mich sehr überrascht und gefreut zugleich. Die Gamer-Community ist damit für mich (neben der Metall-Szene) ein weiterer Beweis, dass ehemalige Randgruppen ihre Herkunft nicht vergessen. Viele schöne und liebevoll gestaltete Kostüme waren zu sehen und ich war überrascht, wie viele unterschiedliche Kostüme da waren – auch wenn ich gerade im Bereich der asiatisch geprägten Spiele die meisten Charaktere und Spiele nicht kannte.

Cosplayer:in in action. Einfach schön!

Die Messe wirkte trotz allem in manchen Teilen überraschend überschaubar. Große Publisher und Blockbuster-Titel gab es einige, die sich aber sehr konzentriert haben. Dadurch kam das Gefühl auf, dass vielleicht etwas Glanz und die unterschiedlichen Angebote fehlten. Zwei Messehallen waren von nur sehr wenigen Spielen dmoniert (mit ausgesprochen langen Warteschlangen). Zwar waren diese Spiele mit riesigen Messeständen vertreten (Lego Batman, Anno 117, Borderlands 4 und andere), nur die dazugehörigen Publicher blieben meist etwas im Hintergrund. An manchen Stellen kam es zu Dopplungen, wenn der eine große Publisher XBox mehrere Spiele an seinem Stand vorstellte, die an anderer Stelle noch mal prominent vertreten waren. Borderlands in Ruhe und mit kleiner Schlange spielen? Habe ich auf dem XBox-Stand gemacht. Dafür habe ich aber auch keine Maske gekriegt. Unter den großen Namen stachen vor allem Microsoft mit Xbox, Nintendo, Ubisoft und Bandai Namco hervor. Der Pokemon-Bereich füllte gefühlt eine halbe Halle mit allen Variationen seines Universums. Und ja, es gab sehr, sehr viele Pokestopps und Pokemons in den Messehallen. Daneben sorgten auch Hardware-Hersteller wie Alienware und MSI für auffällige Präsentationen. Für mich ein Eye-Catcher waren Wasserkühler mit eigenen Mini-Displays – die machen natürlich nur Sinn in einem Gehäuse mit Glasfenstern.

Ich sage nicht, dass man einen eigenen Monitor auf der Wasserkühlung braucht – aber der hier hat dogar ein geflextes Display…

Gänzlich anders stellte sich das Segment der Indie-Spiele dar. Es herschte ein super gemischtes Bild unterschiedlicher Spielideen, Umsetzungen und Grafikstilen; alles hatte seinen Platz. Dort habe ich fast einen ganzen Tag verbracht, ohne dass es langweilig oder repetetiv wurde. Besonders fastiniert war ich dabei vom direkten Austausch mit den kreativen Köpfen. Die Gespräche mit den Entwickler:innen waren von einer spürbaren Leidenschaft getragen und hoben sich deutlich von den oft routiniert (a.k.a. gelangweilt) vorgetragenen Präsentationen der großen Stände ab. Hier konnte ich fragen, warum der Stil so gewählt wurde, was die Motivation hinter dem Spiel war und welcher Komponist für den Soundtrack Pate stand.

Und so gab es zwischen den vielen Spielen ein paar besondere Perlen, bei denen ich mich mit den Entwicklern teilweise richtig „festgequatscht“ habe. Zu den spannendsten Entdeckungen gehörte „Willow Guard”, ein atmosphärisches Action-Adventure, das eine Mischung aus klassischer Erzählweise und modernen Mechaniken verspricht. Das der Protagonist, ein Dachs mit zwei Schwertern auf dem Rücken, eine frapierende Ähnlichkeit mit einem gewissen Gerald von Rivia hat, konnte ich mit den Entwicklern genauso besprechen, wie die Frage nach den unterschiedlichen Grafikstilen, die das Spiel präsentiert. Die Finninen und Finnen haben mir dann noch versprochen, dass es auch im Laufe des nächsten Jahres (wahrscheinlich) noch die Portierung des Spiels mit sämtlichen Add-Ons auf die Konsolen Playstation 5 und XBox Series X geben werde. Eine Controler-Steuerung war eh schon vorgesehen. Ich habe mich durch das Demo-Level geschnetzelt und festgestellt, dass das Spiel genau den richtigen Grad zwischen Pixel-Optik und moderner Machart getroffen hat, der mich anspricht. Und der „Badger of Blavinkel“ macht mir echt Spaß!

Hyronimus“ wirkte dagegen experimenteller – ein Puzzle-Spiel mit einem beinah philosophischen Ansatz, das stark mit seiner audiovisuellen Gestaltung spielt. Hier wurde die Kunst von Hyronimus Bosch zum Vorbild genommen, um in verschiedenen zeit- und kontextkonformen Rahmen einen Teil der Geschichte zu erzählen. In Summe ist dabei immer ein Leitmotiv in einer der Welten zu erkennen, wie z.B Völlerei oder Rachsucht. Ob es sich grundsätzlich an den Todsünden orientierte, erinnere ich nicht mehr. Aber als Welten fungierten immer auch reale und geschichtlich passende Settings wie z.B. der Bauernkrieg. Dabei wird das Spiel von den Macher:innen als Action-Adventure beschrieben, da für Aufgaben immer unterschiedliche Lösungsansätze gewählt werden können. Wann es kommt? „Da wollen wir uns nicht so festlegen.“ sagte mir der Entwickler Jörn Friedrichs. Und zum krönenden Abschluss haben die Macher:innen am letzten Tag der GamesComn den Preis für das beste Indiespiel beim FYNG-Award gewonnen. Herzlichen Glückwunsch!

Eindruck hinterließ auch „Ayasa„, ein Projekt aus Armenien, das sich mit dem Verhältnis zwischen Mensch und Natur beschäftigt und dabei auf mythische Bilder und traditionelle Einflüsse setzt. Es ist dabei ein Patchwork aus unterschiedlichen Einflüssen und Vorbildern, die zu einem interessanten neuen Gesamtwerk verwebt werden. Die Musik wurde von einem armenischen Komponisten entliehen und variiert. Auf der offiziellen Seite findet man zum Spiel dann auch folgenden Text: „Every aspect of the game is inspired by renowned masters of dark aesthetics and philosophical surrealism: Tim Burton, Hayao Miyazaki, Robert Sahakyants, Yervand Kochar, René Laloux, Zdzisław Beksiński, and Franciszek Starowieyski. Their influence is evident in the visual style, atmosphere, and profound narrative depth. Players can expect an unforgettable experience that combines subtle storytelling, intense gameplay, and emotional immersion.“ Auch Edgar Janoyan war sehr bereit, meine Fragen zu seinem Spiel zu beantworten und sich mit mir über surreale Welten, Kunst als Teil der Videospiele und Videospiele als Teil der Kunst zu unterhalten.

Allesamt Titel, die neugierig darauf machen, wie sie sich anfühlen werden, wenn sie eines Tages veröffentlicht sind. Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle den Menschen hinter Willow Guard, die mit viel Geduld und Begeisterung Einblicke in ihre Arbeit gaben und meine Fragen beantwortet haben. Davon ab habe ich im Indie-Area auch den Stand der bpb gefunden, die einen eigenen Stand für politische „Serious-Games“ hatten. Es wurden fünf kuratierte Spiele vorgestellt: „Compensation Not Guaranteed“ (Thema postkoloniales Süd-Ost-Asien), „Glass House“ (Zu politischer Meinungsbildung und Resillienz), „Media Circus“ (Meinungsmache und Fakenews), „The Darkest Files“ (Aufarbeitung der Nazi Vergangenheit) und „Take Us North“ (Migration in die USA – Trailer auf Youtube). Um letzteres ist es dann auch noch ziemlich laut geworden, weil der Youtuber Asmongold ziemlich Stimmung gegen das Spiel gemacht hat – als „Propaganda“ und „Simulation Illegaler Einwanderung“ hat er es bezeichnet, nachdem er schon durch das Nennen der Pronomen der Sprecherin getriggert wurde… Es wurden auch alle Hinweise auf das Spiel von diversen Seiten, wie z.B. der GamesCom-Seite gelöscht. Ich bin ehrlich gesagt nicht sicher, wie ich das finden soll und werde mich in einem anderen Post mal eingehender damit beschäftigen.

Aber zurück zur Messe. Ein Aspekt, der sich über die gesamte Messe zog war Fortnite. Ich wusste wohl, dass es das „in“-Spiel einer jungen Generation ist, habe aber erst auf der Messe erleben dürfen, was das wirklich meint. Kein anderer Titel war so präsent: Fast jeder Hardware-Stand nutzte das Spiel, um Grafikkarten, Monitore oder Eingabegeräte vorzuführen. Der Sohn eines Freundes, der selbst als Teil der Szene verwurzelt ist, gab Einblicke in eine Welt, die von eigenen Stars wie Rezon ay, Vic0 Tryona, Volko, Cringe und Fray fnx geprägt wird. Dieser Kosmos wirkt jung und dynamisch – oder bin ich es einfach, der mittlerweile so alt geworden ist? Wie dem auch sei: Er hat sich seine eigene Kultur geschaffen – von Ingame-Events bis hin zu Live-Streams, die von Millionen Zuschauer:innen verfolgt werden. Gleichzeitig ist unübersehbar, dass Fortnite längst mehr als nur ein Spiel ist: Es ist eine Plattform, ein Ökosystem, in dem Community-Bindung und kommerzielle Interessen eng miteinander verknüpft sind. Ich durfte dabei zugucken, wie der Bekannte (als Spieler „Syles fnx“) an einigen Ständen die Blicke anderer durch sein Spiel auf sich zog. Plötzlich schien das Versprechen einer Profi-Spieler-Karriere nicht mehr in unerreichbarer Ferne, zumal die Stars der Szene auch ganz nah über die GamesCom liefen und mit Fans sprachen. Natürlich hat jeder von ihnen auch noch ein zweites Standbein. Sei es eine eigene Hardware-Linie oder ein Sponsoring durch einen Hardware-Hersteller. Auch wenn dieser Aspekt kritisch gesehen werden kann, lässt sich die Faszination nicht leugnen. Fortnite hat geschafft, was nur wenigen Spielen in der Geschichte gelungen ist: Es ist zu DEM Event des Jahrzehnts geworden. Damit gibt Fortnite auch einen Ausblick darauf, welche Rolle Spiele künftig in der Popkultur einnehmen können. Ob in zwanzig Jahren noch jemand Fußball schaut eher oder die Übertragung der neuen Spiele? Ich bin sehr gespannt!

So blieb die Messe letztlich ein Erlebnis der Gegensätze: Auf der einen Seite standen die Strahlkraft weniger großer Marken und die überwältigende Präsenz eines Phänomens wie Fortnite. Auf der anderen Seite waren es die stillen, leidenschaftlichen Stimmen kleiner Studios, die mit frischen Ideen und neuen Ansätzen begeistern konnten. Genau dieser Spagat machte für mich den Besuch lohnenswert und aufregend. Und auch wenn ich am Sonntag Abend nicht mehr wirklich laufen konnte, bin ich doch mit einem glücklichen Grinsen von der Messe gegangen. Und dem festen Vorsatz, das im nächsten Jahr nochmal zu machen. Und ein Schmankerl noch zum Schluss: auch Szene-Großmeister Jörg Langer war da und hat für seine Zeitschrift Retro-Gamer Werbung gemacht. Meine Gamestar Nr. 1 hat er aber nicht signiert. Ich hatte sie zu hause vergessen. Auch deswegen muss ich nächstes Jahr wieder hin.

Und auch die alten Hasen (wie ich) kamen auf ihre Kosten, wenn Szene-Urgestein Jörg Langer erzählt.

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